Der Fachkräftemangel ist nicht mehr nur ein Problem am Horizont – er hat den Großhandel und nahezu alle anderen Branchen bereits voll erfasst. Unternehmen stehen unter immensem Druck, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, während die Anforderungen der Märkte und Kunden weiter steigen. Besonders im Großhandel, wo vielfältige Fähigkeiten und die Koordination komplexer Abläufe entscheidend sind, wird die Lücke an verfügbaren Arbeitskräften von Jahr zu Jahr größer.
Der Großhandel befindet sich dabei in einer besonderen Rolle: Er muss an zwei Fronten kämpfen – auf der einen Seite die wachsenden Anforderungen der Kunden, auf der anderen Seite die komplexe Zusammenarbeit mit Lieferanten. Dabei sind effiziente Abläufe und gut geschultes Personal entscheidend, um Lieferketten zu managen und gleichzeitig die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen. Ohne genügend Fachkräfte wird dies jedoch schnell zu einer enormen Herausforderung.
Doch was bedeutet das konkret für den Großhandel? Welche wirtschaftlichen Risiken und Chancen ergeben sich daraus? Und wie können Unternehmen diesen Herausforderungen begegnen?
In diesem Artikel gehen wir detailliert auf die aktuellen Entwicklungen rund um den Fachkräftemangel ein, zeigen branchenspezifische Probleme im Großhandel auf und beleuchten potenzielle Lösungsansätze, von der Automatisierung über den Einsatz von KI bis hin zu strategischen Maßnahmen zur Fachkräfteentwicklung.
Definition des Fachkräftemangels im Großhandel
Der Fachkräftemangel beschreibt das Ungleichgewicht zwischen dem Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften und deren Verfügbarkeit. Im Großhandel betrifft dies besonders zentrale Bereiche wie Logistik, IT, Sachbearbeitung sowie kundenorientierte Tätigkeiten wie Vertrieb und Einkauf – Positionen, die spezielles Fachwissen und Fähigkeiten erfordern. Dieser Mangel führt dazu, dass viele offene Stellen entweder nicht oder nur verzögert besetzt werden können, was die betrieblichen Abläufe erheblich verlangsamt und ineffizient macht.
Speziell für den Großhandel bedeutet dies, dass wichtige Funktionen in der Lieferkette, im Einkauf und in der Bestellabwicklung nur eingeschränkt ausgeführt werden können. Neben den operativen Folgen gibt es auch strategische Risiken, da Unternehmen aufgrund des Fachkräftemangels an Agilität und Innovationsfähigkeit verlieren.
Bedeutung des Themas für Unternehmen und die Wirtschaft
Der Fachkräftemangel hat weitreichende Konsequenzen, die über einfache Personalengpässe hinausgehen. Für viele Großhändler bedeutet er nicht nur operative Hürden, sondern bedroht auch langfristig die wirtschaftliche Stabilität. Wenn zentrale Positionen im Vertrieb, in der Logistik oder im Einkauf unbesetzt bleiben, entstehen Kapazitätsengpässe, die das Wachstum der Unternehmen massiv bremsen. Es fehlt schlichtweg die Zeit und das Personal, um neue Kunden zu akquirieren oder bestehende Geschäftsfelder auszubauen.
Hinzu kommt der steigende Wettbewerbsdruck: In einem ohnehin stark umkämpften Markt kann es schwer werden, die hohen Erwartungen von Kunden und Lieferanten weiterhin zu erfüllen. Unternehmen, die nicht schnell und flexibel auf Kundenbedürfnisse reagieren, riskieren, Marktanteile einzubüßen.
Besonders kritisch sind die Umsatzeinbußen, die durch die steigenden Lohnkosten noch verschärft werden. In einer Branche mit ohnehin oft knappen Margen kann dies leicht zu wirtschaftlichen Problemen führen. Doch die Auswirkungen sind nicht nur auf den Großhandel beschränkt – wenn Großhändler gezwungen sind, Preise anzuheben, betrifft dies die gesamte Lieferkette und damit auch verbundene Wirtschaftszweige.
Aktueller Stand des Fachkräftemangels
Im Großhandel wird der Fachkräftemangel immer spürbarer – eine Herausforderung, die sich von Jahr zu Jahr verschärft. Vor allem in Bereichen wie Logistik, Vertrieb und IT wird es zunehmend schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Das wirkt sich direkt auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aus. Fehlende Fachkräfte führen zu Engpässen bei der Abwicklung von Aufträgen, Verzögerungen und letztlich zu einer Drosselung des Wachstums.
Statistiken, Daten und Prognosen zum Fachkräftemangel im Großhandel
- 65 Milliarden Euro wirtschaftlicher Schaden jährlich: Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) verursacht der Fachkräftemangel einen wirtschaftlichen Verlust von rund 65 Milliarden Euro pro Jahr. Das entspricht einem Produktivitätsverlust von 21,3 %, da Unternehmen Aufträge langsamer abwickeln und ineffizient arbeiten müssen.
- Bis zu 7 Millionen weniger Arbeitskräfte bis 2035: Laut Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird der Arbeitsmarkt bis 2035 etwa sieben Millionen Arbeitskräfte verlieren, die in den Ruhestand gehen, ohne dass ausreichend Nachwuchs nachrückt. Dies stellt viele Branchen, insbesondere den Großhandel, vor enorme Herausforderungen.
- Großhandel besonders betroffen: Laut einer aktuellen KfW-Analyse behindert der Fachkräftemangel mittlerweile 49 % der Unternehmen im Handel und führt zu gravierenden Einschränkungen in deren Geschäftsentwicklung.
- Instabile Lieferketten verschärfen die Lage: Neben dem Mangel an Arbeitskräften belastet auch die Instabilität der Lieferketten den Großhandel. Eine Analyse von Roland Berger zeigt, dass diese Doppelbelastung viele Unternehmen an ihre Kapazitätsgrenzen bringt und die Fähigkeit, Kunden zuverlässig zu bedienen, stark einschränkt.
Der Fachkräftemangel im Großhandel entwickelt sich somit zu einer der größten Herausforderungen für die Branche – mit weitreichenden Folgen für die gesamte Lieferkette.
Branchenspezifische Herausforderungen im Großhandel
Der Fachkräftemangel stellt den Großhandel vor besondere Herausforderungen, da die Branche, wie bereits erwähnt, an zwei entscheidenden Schnittstellen agiert: auf der Seite der Lieferanten und auf der Seite der Kunden. Fehlende Fachkräfte im Einkauf und in der Logistik führen zu Störungen in den Lieferketten, die für den Großhandel besonders kritisch sind. Engpässe bei der Beschaffung von Waren verzögern nicht nur die Bestellabwicklung, sondern beeinträchtigen auch die Lagerhaltung und damit die Verfügbarkeit der Produkte. Da Großhändler stark von der Koordination zwischen Lieferanten und Kunden abhängen, haben Verzögerungen auf der einen Seite direkte Auswirkungen auf die andere.
Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Kunden an schnelle Lieferungen und einen hohen Servicegrad. Besonders im B2B-Bereich, wo oft große Mengen und enge Lieferzeiten gefordert sind, stellt der Mangel an qualifiziertem Personal im Vertrieb und in der Kundenbetreuung ein erhebliches Risiko dar. Kundenansprüche an Service und Lieferzeiten sind heute höher denn je, und der Wechsel zu anderen Anbietern gestaltet sich einfach, wenn Lieferungen nicht pünktlich erfolgen oder es an persönlicher Betreuung fehlt.Der daraus resultierende Verlust von Kundenbindungen und Marktanteilen ist für den Großhandel besonders bedrohlich, da er in einer stark umkämpften Branche agiert, in der Margen oft gering sind.
Risiken und Chancen für den Großhandel
Der Fachkräftemangel birgt für den Großhandel erhebliche Risiken, die die gesamte Branche nachhaltig beeinflussen. Unternehmen laufen Gefahr, durch Kapazitätsengpässe und Verzögerungen in der Lieferkette Marktanteile zu verlieren. Besonders kritisch wird es, wenn es um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit geht: Großhändler, die es nicht schaffen, ihre Prozesse effizienter zu gestalten oder durch Automatisierung zu entlasten, könnten in den kommenden Jahren Schwierigkeiten haben, mit dem Markt mitzuhalten.
Gleichzeitig eröffnet der Mangel an Fachkräften jedoch auch Chancen. Unternehmen, die frühzeitig auf Automatisierung und moderne Technologien setzen, können ihre Prozesse optimieren und langfristig flexibler agieren. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Automatisierung in der Auftragsbearbeitung, Bestellabwicklung und Lagerlogistik kann dazu beitragen, die Effizienz zu steigern und Engpässe zu vermeiden. Unternehmen, die diese Technologien implementieren, könnten sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil sichern.
Indem Großhändler proaktiv auf den Fachkräftemangel reagieren und ihre Geschäftsmodelle anpassen, haben sie die Möglichkeit, ihre Position am Markt zu stärken und langfristig resilienter zu werden.
Lösungsansätze für den Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel im Großhandel stellt eine immense Herausforderung dar, doch es gibt bereits Ansätze, die Abhilfe schaffen könnten. Unternehmen sollten sich sowohl auf technologische Lösungen als auch auf strategische Maßnahmen konzentrieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
KI als präventive Maßnahme
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) kann ein wirkungsvoller Hebel sein, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, indem zeitraubende, repetitive Aufgaben automatisiert werden. Dies entlastet nicht nur die Mitarbeitenden, sondern ermöglicht es Unternehmen, die Produktivität deutlich zu steigern, ohne zusätzliches Personal einstellen zu müssen.
Ein Beispiel hierfür ist der Großhändler Contorion, der mit der Workist-Lösung wöchentlich 100 Arbeitsstunden bei der Verarbeitung von Auftragsbestätigungen einspart. Dank der Automatisierung dieser administrativen Tätigkeiten können die Mitarbeitenden nun mehr Zeit in wertschöpfende Aufgaben investieren, was zu einer höheren Effizienz und einem besseren Fokus auf strategische Bereiche führt. Dadurch gelingt es Contorion, mit dem bestehenden Personal den Fachkräftemangel effizient zu kompensieren und gleichzeitig das Geschäftswachstum voranzutreiben.
Über die Automatisierung von Auftragsbestätigungen hinaus gibt es auch andere Bereiche der Dokumentenverarbeitung, die durch den Einsatz von KI erheblich optimiert werden können. So etwa in der Auftragserfassung, wo Vertriebsmitarbeitende oft einen Großteil ihrer Zeit mit der manuellen Eingabe von Bestellungen ins ERP-System verbringen. Diese Zeit könnte jedoch für strategisch wichtigere Aufgaben genutzt werden, wie etwa die Neukundenakquise oder die Intensivierung der Kundenbeziehungen. Intelligente Systeme können hier Daten automatisch extrahieren, validieren und direkt in ERP-Systeme integrieren, was die Notwendigkeit manueller Eingriffe drastisch reduziert. Weitere Informationen zur Nutzung von KI im Großhandel finden Sie in diesem Artikel.
Weitere Innovative Lösungsansätze
Fachkräfteentwicklung und Weiterbildung
Neben technologischen Lösungen ist die Weiterentwicklung der Belegschaft ein zentraler Aspekt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Großhändler sollten gezielt auf interne Weiterbildungsprogramme setzen, um Mitarbeitende fit für die wachsenden Anforderungen im Bereich der Digitalisierung und Logistik zu machen. Regelmäßige Schulungen stellen sicher, dass bestehende Mitarbeitende mit neuen Technologien und Prozessen vertraut sind und diese effektiv nutzen können.
Attraktivitätssteigerung der Branche
Ein weiterer Ansatz besteht darin, die Großhandelsbranche als Arbeitgeber attraktiver zu machen. Flexible Arbeitszeiten, Remote-Work-Optionen und gezielte Corporate Benefits können das Employer Branding stärken und Unternehmen im Wettbewerb um Talente einen Vorteil verschaffen. Großhändler, die sich als moderne Arbeitgeber positionieren, haben langfristig bessere Chancen, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Fazit
Der Fachkräftemangel im Großhandel stellt eine wachsende Bedrohung für Unternehmen dar, die sowohl auf qualifizierte Mitarbeiter als auch auf effiziente Arbeitsabläufe angewiesen sind. Die negativen Auswirkungen zeigen sich in verzögerten Lieferketten, Engpässen im Vertrieb und Einkauf sowie in steigenden Kosten, die das gesamte Geschäft beeinträchtigen können.
Doch es gibt Lösungsansätze, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Insbesondere der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Automatisierung bietet das Potenzial, wiederkehrende Aufgaben zu delegieren und so wertvolle Arbeitskräfte für strategisch wichtigere Tätigkeiten freizusetzen. Beispiele wie Contorion zeigen, dass Unternehmen, die frühzeitig auf diese Technologien setzen, nicht nur ihre Effizienz steigern, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern können.
Zusammenfassend bleibt zu sagen: Der Fachkräftemangel wird in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Unternehmen, die jetzt in innovative Lösungen wie KI investieren und sich um die Weiterentwicklung ihrer Fachkräfte kümmern, legen den Grundstein für nachhaltiges Wachstum und Zukunftsfähigkeit im Großhandel.